„Digitale Technologien verändern das Leben in Unternehmen fundamental“, schreibt Karl-Ludwig Knispel, Head of L&D bei SIX, im Buch Kompetenzen der Zukunft – Arbeit 2030. „Arbeiten und Lernen sind nicht mehr trennbar, sondern verweben zunehmend, da Lernen ein Bestandteil von Arbeit wird“.
Die Digitalisierung eröffnet zahlreiche neue Möglichkeiten in der betrieblichen Weiterbildung und wandelt sie grundlegend. Doch was genau wird von modernen Weiterbildungen und deren Anbietern erwartet? Wie könnte betriebliche Weiterbildung zukünftig aussehen?
Im Rahmen des transdisziplinären Forschungsclusters HRCL (Human Resource & Corporate Learning) erforscht die Euro-FH Hamburg in Kooperation mit der Fraunhofer Academy und zahlreichen weiteren Partnern aus Praxis und Forschung die von Knispel genannten Veränderungen der Arbeitsfelder Human Resource Management und Corporate Learning im Kontext der Digitalisierung. Dabei bearbeiten einzelne Forschungsgruppen zahlreiche Fragestellungen in drei jeweils zweijährigen Forschungsphasen.
Die Forschungsgruppe Euro-FH Hamburg und Fraunhofer Academy befasst sich dabei mit der Fragestellung, inwiefern sich die Erwartungshaltung der Unternehmen an betriebliche Weiterbildung durch die Digitalisierung verändert. Welche Bedeutung werden kennzahlenbasierten Instrumenten (KPIs) für die betriebliche (Weiter-)Bildung beigemessen? Wie wichtig ist es den Unternehmen, dass Weiterbildung zukünftig verstärkt in den Arbeitsalltag integriert wird? Sollte das Lernmaterial auf verschiedenen digitalen Tools verfügbar sein und sich den Bedürfnissen des Lernenden anpassen? Und: Verfügen Unternehmen über eine eigene Corporate Learning Abteilung?
Mit diesen und weiteren Fragen haben sich Prof. Dr. Udo Thelen (Euro-FH Hamburg), Dr. Sandra Ebert (Fraunhofer Academy) und Cara Windfelder (ebenfalls Fraunhofer Academy) im Rahmen der ersten Forschungsphase beschäftigt. Um fundierte Antworten zu finden, entschieden sie sich für ein zweistufiges Vorgehen: Zum einen führten sie im vergangenen Jahr eine quantitative Umfrage durch, die sich an Fach- und Führungskräfte in den Bereichen HR-Management, Personalentwicklung, Learning & Development und betriebliche Weiterbildung richtete. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Umfrage deckten dabei das gesamte Branchenspektrum von der Gesundheitsbranche über die IT-Branche bis hin zur Metall- und Elektroindustrie ab.
Um noch mehr in die Tiefe gehen zu können, führt das Forscherteam im zweiten Schritt bis Sommer dieses Jahres qualitative Interviews. Expertinnen und Experten für Weiterbildung aus verschiedenen Unternehmen werden im Rahmen der Interviews einen Einblick geben, was sie sich künftig von Weiterbildungen erwarten, was sie sich von deren Anbietern wünschen und welche Trends sie wahrnehmen.
Erste Ergebnisse aus den verschiedenen Forschungsgruppen werden im Mai 2021 im Rahmen eines gemeinsamen Forschungsbandes veröffentlicht (HR-Management und Corporate Learning im Zeichen der Digitalisierung. Lemmens Media, Juni 2021).

Dr. Sandra Ebert ist seit September 2019 für die Fraunhofer Academy als Learning & Development Professional im Geschäftsfeld Corporate Learning tätig und ist hier für die Entwicklung und Umsetzung innovativer Lern- und Entwicklungsprogramme für Unternehmen zuständig.
Frau Dr. Ebert studierte Germanistik, BWL und Wirtschaftspsychologie an der LMU München und promovierte anschließend interdisziplinär im Bereich Wirtschaftspsychologie und Buchwissenschaften. Danach war sie rund 11 Jahre im internationalen Projekt- und Lizenzmanagement tätig und engagierte sich nebenberuflich als Dozentin an der LMU München. 2016 wechselte sie an eine private Hochschule und leitete dort den Fachbereich Wirtschaftspsychologie. Zu ihrem Tätigkeitsprofil gehörte dabei u.a. eine moderne, didaktisch sinnvolle Aufbereitung der Lehrmaterialien, die Betreuung der Praxispartner aus der Wirtschaft und die Leitung des Projektes „Digitale Lehre“ unter Gesamtverantwortung von Prof. Dr. Sebastian Scharf.