Gastbeitrag von Sebastian Breu, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HTW Berlin und Michael Holzhüter, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer FOKUS
Nun muss eine Entscheidung getroffen werden. Die Zeit läuft. Nur noch wenige Sekunden und der Cyberangriff ist nicht mehr aufzuhalten. So spielerisch und anwendungsnah erleben die Teilnehmenden das IT-Security-Training, das als virtuelles Escape-Room-Szenario gestaltet ist. Und gleichzeitig ein gutes Beispiel dafür, wie Weiterbildung online funktioniert.
Das Spiel ist Teil der neu gedachten virtuellen Lernumgebung. Denn im letzten Jahr hat sich die Art, wie Fach- und Führungskräfte sich weiterbilden, gewandelt. Die Digitalisierung ist in der Weiterbildungslandschaft angekommen.
Das spiegelt sich auch im Portfolio des Lernlabors Cybersicherheit wider: An der HTW Berlin sind in Zusammenarbeit mit dem Geschäftsbereich ESPRI am Fraunhofer FOKUS elf Kurse zu virtuellen Angeboten umgebaut worden. Dabei legen die Verantwortlichen besonderen Wert auf die Interaktivität der Teilnehmenden. Deshalb werden Selbstlerneinheiten mit regelmäßig stattfindenden Webinaren und storybasierten Gamification-Ansätzen wie dem Escape-Room-Spiel verbunden. Das Lernlabor Cybersicherheit vermittelt somit nicht nur Wissen, sondern fördert den selbständigen Umgang der Teilnehmenden. Spielerisch lernen sie mit den verschiedenen Problematiken umzugehen, Gelerntes direkt anzuwenden und Lösungen zu finden. Deshalb können Entscheidungen im Escape Room hier wiederholt und neue Wege ausprobiert werden.
So sieht die Zukunft des Lernens aus
Die Zukunft gehört dem Blended Learning. Eine Mischung aus Webinaren, Selbstlernen und Praxisunterricht bietet für jeden die Lernumgebung, die er braucht. Dabei reicht Gamification allein nicht aus. Bisher wird digitaler Unterricht oft als Frontalunterricht verstanden und nicht als Ansatzpunkt für Interaktivität. Dabei ist durch reine Informationsvermittlung die Wahrscheinlichkeit für Wissenstransfer eher gering.
Bei der Konzeption der digitalen Weiterbildungsangebote lässt das Lernlabor Cybersicherheit deshalb folgende Aspekte einfließen:
- Prioritäten bei Multimedia-Inhalten setzen: Welches Medium passt zu welcher Wissensvermittlung?
- Barrierefreiheit, zum Beispiel durch Untertitel in Videoaufnahmen
- Storytelling, um Fachthemen wie beispielsweise Gesetzestexte zugänglicher zu gestalten. Dabei werden die zu lernenden Inhalte in eine Geschichte verpackt, mit deren Hilfe sich die Teilnehmenden identifizieren und Sachverhalte so besser nachvollziehen können.
Besonderheit ist das Escape-Room-Format: Die Teilnehmenden lernen, dass fehlerhafte Entscheidungen sich im späteren Verlauf des Spiels auf die IT-Sicherheit auswirken können. Über die Präsenzkurse hinausgehend, ist dieser Aspekt des Lernens jetzt auch virtuell erlebbar.Bei der Entwicklung von digitalen Lerneinheiten ist es zudem immer wichtig, dass das Lernangebot nicht nur die Wissenslücken der Teilnehmenden zu 100 Prozent schließt, sondern diese auch befähigt, das Wissen in den Alltag zu transferieren. Dabei soll das Lernangebot Spaß und Erfolg bringen. Um das bestmögliche Lernangebot für diese schnelllebige Zeit zu schaffen, muss der Einsatz von neuen Technologien und die Diversität von Lernkonzepten bei der Umsetzung stetig evaluiert werden.
Die Hürden des digitalen Lernens
Im Weiterbildungssektor herrscht allerdings in der Praxis oft Nachholbedarf. Denn noch immer werden digitale Weiterbildungen häufig als Vortragsreihen mit PowerPoint-Folien umgesetzt. Auch an Konzepten zum Wissenstransfer in die Praxis fehlt es bisweilen.
Hinzu kommen praktische Hindernisse, die Lehrende berücksichtigen müssen. Beispielsweise kommt nicht jeder mit den technischen Geräten oder Software automatisch gut zurecht. Für Menschen, die bereits beruflich mit PC/Notebook und Computerprogrammen arbeiten müssen, ist dies einfacher. Aber für Teilnehmende, die in ihrem Berufsalltag weniger mit digitalen Tools zu tun haben, stellt eine digitale Aus- und Weiterbildung eine zusätzliche Herausforderung dar.
Bei einer Vorort-Schulung können die Teilnehmenden Dinge ausprobieren, sich in kleinen Gesprächen austauschen und direkt Informationen mit in den Alltag nehmen. Dies muss digital, sofern es möglich ist, ebenfalls abgebildet werden. Schließlich spielt die soziale Komponente für den Erfolg des Lernens eine entscheidende Rolle.
Sicher ist Sicher
Wenn Angebote für Weiterbildungen im Bereich IT-Sicherheit entwickelt werden, ist es selbstverständlich, eine sichere IT-Umgebung für die Teilnehmenden zu schaffen: Was passiert mit den Daten der Teilnehmenden? Wie sicher erfolgen die Zugriffe auf die Inhalte?
Diese und andere Fragen müssen im Vorfeld geklärt werden. Insgesamt sollten Weiterbildungseinrichtungen darauf achten, dass Anbieter von Lösungen und Tools europäische Standards einhalten. Die Fraunhofer Academy beispielsweise nutzt für ihre Lernplattform die Open-Source-Systeme ILIAS als Learning Management System und Big Blue Button als ergänzendes Kommunikationstool für Webinare und Videokonferenzen. Beide Systeme, inklusive der Inhalte und Sessions, werden für die Fraunhofer Academy in Deutschland gehostet.
Hier geht’s zum Weiterbildungsangebot des Lernlabor Cybersicherheit: www.cybersicherheit.fraunhofer.de
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Das Lernlabor Cybersicherheit ist ein Weiterbildungsprogramm, in dem Experten und Expertinnen von Fraunhofer und ausgewählten Fachhochschulen aktuellste Erkenntnisse auf dem Gebiet der Cybersicherheit vermitteln. Fach-und Führungskräfte aus Industrie und öffentlicher Verwaltung können so ihre Kompetenzen zu IT-Sicherheit aktualisieren und spezialisieren. An zahlreichen Standorten in Deutschland erhalten Sie eine kompakte Qualifizierung in hochwertigen Laboren. Die Präsenzphasen der Seminare dauern nur ein bis drei Tage und sind mit Online-Angeboten ergänzt, so dass die Kurse berufsbegleitend belegt werden können.