Die Fraunhofer Academy feiert in diesem Jahr ihr 15-jähriges Bestehen. Wie sie seitdem, heute und in Zukunft gemeinsam mit ihrem Partnernetzwerk erfolgreiche Weiterbildungsprogramme kreieren war Fokus der Academy Week vom 12. bis 15. Juli. Unter dem Titel „15 Jahre Impact durch Wissenstransfer“ bündelte die Fraunhofer Academy eine Woche voll spannender Workshops.
Anlässlich des 15-jährigen Jubiläums der Fraunhofer Academy fand in diesem Jahr erstmalig die Academy Week statt. Angelehnt an das jährliche BildungsCamp galt die Academy Week der digitalen Weiterbildung und dem virtuellen Austausch im großen Academy Partnernetzwerk. Das Programm bestand aus 4 Tagen, acht Sessions und den folgenden Themenbereichen: Community of Practice, Digitales Lernen, Förderprojekte durch Leitmarktorientierung gewinnen und Agile Development in a Virtual World. Erstmalig wurde der letzte Programmtag auf Englisch organisiert, um internationale Partner im Netzwerk einzubinden.
Doch wie gestaltet sich eine Workshop-Week interaktiv und informativ? Hier unser Erfahrungsbericht:
Know-How: Impulse und Praktiken
Für einen erfolgreichen Workshop braucht es zunächst ein spannendes und abwechslungsreiches Programm. Dabei hilft es vorab zu definieren, was die Ziele der einzelnen Sessions sind. Die einzelnen Workshops der Academy Week sollten dabei inspirieren und gleichzeitig Inhalte zur direkten Anwendung vermitteln.
Am ersten Thementag Community of Practice gab Clara Neumayer zunächst einen Überblick zu den letzten 15 Jahren Academy. Seit Gründung der Academy sind die Kursangebote und Kursteilnehmenden jährlich gewachsen. Mittlerweile bündelt die Academy die Weiterbildungsangebote von rund 40 Fraunhofer-Einrichtungen. Doch wie begeistert man Industriekunden mit diesen Weiterbildungen oder Workshops? Hierzu zeigten Lena Barahona und Raphaela Schätz 7 anwendungspraktische Tipps auf. Beispielsweise wie halte ich die Aufmerksamkeit bei online Formaten aufrecht, wie erstelle ich einen Ablaufplan oder wie schaffe ich eine gute inhaltliche Balance. Um hier Instituts-Partner zukünftig weiter zu schulen, hat die Fraunhofer Academy den Zertifikatskurs Certified Scientific Trainer ins Leben gerufen. Dieser wird Ende 2021 erstmalig mit einem Pilotdurchgang starten.
Der zweite Tag drehte sich um das Thema Digitales Lernen. In der ersten Session skizzierten die Referenten Sebastian Breu (HTW Berlin / Fraunhofer FOKUS) und Waldemar Berchtold (Fraunhofer SIT) Ansätze, wie sich interaktive Trainings digitalisieren lassen. Hier stand unter anderem die professionelle technische Ausstattung von Seminarräumen im Fokus. Beispielsweise erlauben 360 Grad Kameras virtuelle Laborführungen. Waldemar Berchtold demonstrierte die Plattform JAMS (Just Another Meeting Space). Diese ermöglicht es dem Erlebnis einer Präsenzveranstaltung möglichst nahe zu kommen. Die zweite Session des Tages drehte sich um Künstliche Intelligenz im Weiterbildungskontext. Christopher Krauß (Fraunhofer Fokus) und Sarah Rübel (Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, DFKI) berichteten über Einsatzmöglichkeiten und Herausforderungen der KI im Bildungsbereich. Dabei stellten sie auch ihr aktuelles Forschungsprojekt zum „Digitalen Drilling“ in Zusammenarbeit mit Fraunhofer, dem DFKI, Festo und weiteren Partnern vor.
Der dritte Workshoptag widmete sich dem Thema Förderprojekte durch Leitmarktorientierung gewinnen. Martin Priester und Jutta Haubenreich vom Fraunhofer Academy Team gaben einen Impuls zum Aufbau leitmarktorientierter Bildungsprojekte. Die Beobachtungen der letzten Jahre zeigen große Umwälzungen in den Leitmärkten, die zu hohem Bedarf und Nachfrage für Weiterbildungsangebote geführt haben. Im Fokus stehen dabei das Up- und Reskilling von Fach- und Führungskräften. So sind Weiterbildungsanbieter angehalten, noch stärker ihre Weiterbildungen auf die Bedarfe der Industrie anzupassen. Hier bietet die Fraunhofer Academy verschiedene Fördermöglichkeiten, um gezielte Bildungsprojekte zu unterstützen und voranzutreiben.
Der finale und englischsprachige Programmtag trug den Titel Agile Training Development in a Virtual World. Clara Neumayer und Lena Barahona zeigten auf, wie sich agile Frameworks zur Schulungsentwicklung – vor allem in schnell und ständig verändernden Bedingungen – eignen. Dabei konnten die Teilnehmer an konkreten Projekten nachvollziehen, wie beispielsweise Scrum oder Design Thinking helfen können, kundenorientierte Trainingsprogramme zu erstellen. Im Anschluss teilten Javier Rodenas (University of Barcelona) und Falko Kötter (Fraunhofer IAO) ihre Erfahrungen zum agilen Arbeiten in Großprojekten. Dabei gaben sie viele praktische Tipps und beantworteten interessierte Fragen aus dem Academy-Netzwerk.
Method-How: Interaktivität durch Online-Tools
Neben den Inhalten eines solchen Formates stellt sich vor allem die Frage: Welche Möglichkeiten gibt es um online Workshops interaktiv und abwechslungsreich zu gestalten?
Um die über 250 Teilnehmenden der Academy Week aktiv einzubinden, wurden die Sessions von einem Online-Whiteboard flankiert. Online-Whiteboards bieten die Möglichkeit parallel auch mit großen Gruppen Inhalte zu erarbeiten, Fragen zu stellen oder Gedanken zu teilen. Zudem sind sie besonders wertvoll beim Community Building. So füllten alle Teilnehmenden zu Beginn der Academy Week eine Art Steckbrief über sich aus. Darüber hinaus bieten Online-Whiteboards den Vorteil, dass die Inhalte jederzeit nach dem Workshop abgerufen werden können.
Um den den fachlichen Austausch und die informelle Vernetzung unter den Teilnehmenden zusätzlich zu fördern, wurden zwei Networking Lunches veranstaltet. Dort konnten die Teilnehmenden sich in kleinen Gruppen kennenlernen und austauschen – fast wie in einer normalen Mittagspause.
Gerade bei Online-Workshops ist das Feedback der Teilnehmenden sehr wichtig. Daher erfragte die Academy anhand einer Umfrage Verbesserungsvorschläge und Wünsche der Teilnehmenden. Zudem wurde die Umfrage für einen „Blick in die Glaskugel“ genutzt. Dabei konnten die Teilnehmenden einschätzen, wie sich Weiterbildungen nach der Pandemie wohl verändern werden. Die ersten Ergebnisse zeigen, dass sich vor allem das Bedürfnis nach Social Learning steigern wird (Einschätzung von 79%). Hingehen gehen viele davon aus, dass die verfügbare Zeit (42%) und das Budget (37%) für Weiterbildungen eher sinken werden. Als bevorzugte Formate von Weiterbildungen sind 50% Virtuell | 50% Präsenz der Spitzenreiter, dicht gefolgt von 70% Virtuell |30% Präsenz. Die Umfrage ist weiterhin aktiv und kann hier ausgefüllt werden.
Somit freuen wir uns sehr, auf eine erfolgreiche Academy Week mit zahlreichen Teilnehmenden, spannenden Themen, neuen online Formaten und tollem Austausch im Academy Netzwerk zurückzublicken.
Lena Barahona ist seit 2022 Stellevertretende Leiterin der Fraunhofer Academy. Außerdem ist sie für die Themenbereiche Didaktik und Qualitätsmanagement an der Fraunhofer Academy zuständig und leitet das Weiterbildungsprogramm „Certified Scientific Trainer*in“.
Frau Barahona studierte Pädagogik, Psychologie und Kommunikationswissenschaft an der LMU München und der Universidad Europea de Madrid. Vor Fraunhofer arbeitete sie knapp 10 Jahre am Klinikum der Universität München (LMU). Dort war sie für Koordination eines Weiterbildungsstudiengangs für den lateinamerikanischen Raum und für die stellvertretende Arbeitsgruppenleitung im Bereich Teaching verantwortlich. Auch leitete sie ein internationales Train-the-Trainer Programm.
Seit 2014 ist Frau Barahona außerdem als freie Trainerin und Coach tätig.