Wie Akustik unseren Alltag beeinflusst?
Einen eigenen Studiengang für Akustik? Ganz richtig! Denn die Akustik beeinflusst unseren Alltag, ganz gleich, ob im privaten Umfeld, beim Arbeiten in den eigenen vier Wänden, im Büro oder in der Maschinenhalle, aber auch in Fahrzeugen aller Art. Deshalb wurde im Jahr 2017 der eigenständige Studiengang „Akustik“ ins Leben gerufen. Welche Rolle die Akustik im Zusammenleben spielt und wie man Akustik eigentlich vermittelt, das erklärt Professor Dr.-Ing Philip Leistner, Direktor des Instituts für Akustik und Bauphysik und Studiengangsleiter, im Interview.
Herr Professor Leistner, zunächst andersherum gefragt: Wenn sich unsere Zusammenarbeit und unser Zusammenleben verändern, was bedeutet das für die Akustik?
Die individuelle Bewertung der gehörten Umwelt beruht auf einer Gesamtbilanz von akustischen Reizen, die nahezu überall und jederzeit präsent sind. Dabei ist das Gehör als „Alarmorgan“ ständig gefordert. Die jeweilige Intensität, Dosis und Charakteristik dieser Schallereignisse sowie eine Reihe von Begleitfaktoren führen insbesondere für Menschen in Städten zu einer Gesamtwirkung, die immer häufiger das erträgliche Maß überschreitet. Vor diesem Hintergrund wächst die Bedeutung einer ganzheitlichen akustischen Umweltgestaltung. Mit Blick in die Zukunft gilt es mehr denn je, die akustischen Umgebungseinflüsse in nahezu allen Lebensräumen zu erkennen, konkret zu bewerten und in den meisten Fällen geeignet zu behandeln.
Welche Auswirkungen haben diese Veränderungen auf die Weiterbildung?
Anhand der komplexen akustischen Umweltbeziehungen sind die Anforderungen sowie der Bedarf an berufsbegleitender Weiterbildung in den letzten Jahren stetig gestiegen. Dabei hebt sich der Master Online Akustik deutlich von anderen – meist in Einzelangeboten strukturierten – Weiterbildungsmöglichkeiten ab. Dies betrifft die Breite der Themenauswahl, die fachliche Tiefe und die Dauer der Weiterbildung. Das vorrangig online-basierte Lernkonzept bietet eine zukunftsorientierte, digitale und krisenfähige Weiterbildungsform.
Mit welcher Motivation melden sich Studierende an?
Der vertiefende und umfassende Wissenszuwachs stellt immer noch die Hauptmotivation der Teilnehmenden dar. Darüber hinaus bietet die Weiterbildung vielfältige Chancen, die berufliche Stellung zu festigen sowie neue Aufstiegschancen zu ermöglichen. Außerdem vergrößern die Teilnehmenden das eigene Netzwerk. Die breite Etablierung des noch jungen Studiengangs ist eines unserer Ziele für die kommenden Jahre.
Was macht die Weiterbildung im Themenfeld Akustik besonders? Was möchten Sie mit Blick auf die Weiterbildungsangebote noch verbessern?
Gerade in einer branchenübergreifenden Disziplin wie der Akustik ist uns an Tiefe und Breite des Wissens, an Theorie mit Praxisbezug sowie an einer attraktiven Kombination moderner Simulations- und Messmethoden gelegen. Dabei ist es gut, wenn sich trotz Spezialisierung der Blickwinkel erweitert. Die zugleich konkrete Verknüpfung von aktueller Forschung und einem attraktiven Lehrangebot sichert die Vermittlung zukunftsorientierter Trends an die Teilnehmenden.
Deren individuelle Präferenzen unterscheiden sich natürlich, so dass wir sie darin stärken und dennoch, beispielsweise mit den beliebten (Labor-)Übungen für die akustische Themenvielfalt begeistern. In kompakten Projekten bearbeiten die Studierenden komplexe, beruflich relevante Fragestellungen wie etwa zur akustischen Messtechnik und Modellsimulation. Daran lässt sich auch ein kontinuierlicher persönlicher Entwicklungsprozess erkennen, der in überwiegend exzellente Abschlussarbeiten mündet.
Natürlich entwickeln wir den Studiengang ständig weiter. Dabei leiten uns die regelmäßigen Evaluationen der Lehrveranstaltungen, die wir konsequent umsetzen, z.B. mit aktueller Software oder auch optimierten Zeitplänen. Dennoch ist und bleibt Weiterbildung eine beachtliche, ganz persönliche Investition, die gut überlegt sein muss. Mit viel Information im Vorfeld und auch mit unserem Schnupperstudientag möchten wir daher den Interessierten Informationen und Eindrücke vermitteln, damit sie für ihre Entscheidung gut gerüstet sind.
Am 06.08.2021 findet der Schnupperstudientag statt – was können Interessenten hier erfahren?
Sowohl Wissen als auch Technologien sind ständig im Wandel und müssen aktuellen Gegebenheiten kontinuierlich angepasst werden. Daher steht die hohe Aktualität akustischer Themen auch im Vordergrund des diesjährigen Schnupperstudientags. Der Beitrag Akustische Effekte der Pandemie nimmt direkten Bezug zu akustischen Herausforderungen der letzten Monate. Psychoakustische Parameter und deren Einfluss auf die Wahrnehmung von Produkten stehen im Mittelpunkt des Beitrages Vom Schall zum Kauf – Angewandte Psychoakustik im Produktdesign. Zum Thema Simulation – Akustische Fragestellungen rechnerisch lösen werden computergestützte Berechnungsmethoden vorgestellt.
Jutta Haubenreich ist seit 2009 in wechselnden Rollen bei Fraunhofer Academy tätig. Sie war u.a. für das übergreifende Marketing der Fraunhofer Academy und für die Betreuung und Vermarktung von Fraunhofer-Weiterbildungsprogrammen im Bereich Energie und Nachhaltigkeit zuständig. Aktuell betreut sie insbesondere die Fraunhofer Wasserstoff Education Community. Von 2011 bis 2017 war sie Projektleiterin und Koordinatorin des BMBF-Verbundprojektes »mint.online: Berufsbegleitende Studienangebote in MINT-Fächern«.
Von 2015 bis 2022 promovierte sie berufsbegleitend am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der LMU München zum Thema »Der Einfluss des Fernsehens auf Bildungsmotivation und -entscheidung«.