Medical Device Regulation

Die Medical Device Regulation online erklären?

Unser Kollege Maciej Piwowarczyk vel Dabrowski vom Fraunhofer Institut für offene Kommunikationssysteme FOKUS hat dies gemacht! Statt dem geplanten Präsenzseminar hat er den Kurs „EU Grundverordnung MDR“ kurzerhand online gehalten. Was es dabei zu beachten gilt, erzählt er in diesem Interview.

 

Worauf muss man achten, wenn man ein Präsenzseminar digital abhält?

Eine große Herausforderung ist es, seine Kommunikation entsprechend anzupassen. Während ich in einem Präsenzseminar viel mit Blickkontakt und Körpersprache arbeiten kann, ist es bei einem Online-Seminar wichtig, die Teilnehmenden direkt anzusprechen und ggf. nachzufragen. Zudem kommen häufig technische Probleme hinzu, die die Teilnehmenden stören. Diese kann man eindämmen, indem man das richtige Tool für die Videokonferenz wählt, die Weiterbildungsgruppe möglichst klein hält und Notfallkontakte zur Verfügung stellt, damit die Teilnehmenden den Trainer schnell erreichen können, falls es zu Problemen kommt. Auch ist es wichtig, ca. alle 90 Minuten eine Pause anzubieten, damit sich die Lerngruppe erholen kann und aufmerksam bleibt.

Welche Anforderungen an die Tools gibt es?

Das Tool sollte möglichst einfach zu nutzen sein (am besten ohne Installation), dabei gleichzeitig eine Interaktion ermöglichen und plattformunabhängig genutzt werden können. Wichtig ist auch, dass man das Tool während des Webinars individuell einstellen kann, sodass man Interaktionen zum richtigen Zeitpunkt ermöglichen kann. Auch kann ein Passwortschutz sehr von Vorteil sein, um ein „Video-Konferenz-Bombing“ zu verhindern.

Der Cybersecurity- und Datenschutz-Aspekt wird jüngst auch sehr häufig im Zusammenhang mit verschiedenen Video-Konferenz-Tools diskutiert. Je nach Sensibilität der diskutierten Daten sollte auch hierauf besonderes Augenmerk gelegt werden. Es gibt viele gute Tools, die keine Anmeldung der Teilnehmer erfordern und einfach nur per Link genutzt werden können. Sollten besonders sensible Themen wie Firmeninterna, personenbezogene Daten oder gar Gesundheitsdaten per Videokonferenz besprochen werden, müssen die Datenschutzaspekte besonders intensiv beleuchtet werden.

Eine sehr angenehme Funktion, die gleichzeitig einen Datenschutzaspekt abdeckt, ist beispielsweise ein virtueller Hintergrund, den manche Tools anbieten. Auf diese Weise sieht man die Ausstattung der Wohnungen der einzelnen Teilnehmer nicht.

Ein virtuelles Whiteboard ist auch eine wunderbare Funktion, die einem ermöglicht, die Teilnehmenden zur Interaktion zu motivieren und ihnen so das Gefühl eines echten Präsenzseminars anbieten zu können. Auch wichtig ist es, dass die Teilnehmenden ggf. schnell ihr Endgerät wechseln können. Dies war im letzten Webinar der Fall, bei dem ein Teilnehmer Probleme mit seiner Internetverbindung hatte und schnell auf das Smartphone ausweichen konnte, ohne das Webinar großartig zu verzögern.

Zentral für einen Workshop ist es, dass man virtuelle Workshop-Räume (Breakout-Sessions) anlegen kann, in die man die Teilnehmenden zur Gruppenarbeit einlädt und bei denen man als Trainer flexibel zwischen den Räumen hin und her springen kann, wie bei einer Präsenzschulung auch.

Besonders wichtig ist hierbei auch die Stabilität des eingesetzten Tools. Ein Absturz ist das Worst-Case-Szenario.

Wie funktioniert die Kommunikation?

Ich halte es für wichtig, die Anzahl der Teilnehmenden klein zu halten. Aus aktueller Sicht scheinen acht Personen händelbar zu sein. Dabei ist es wichtig, die Kommunikation klar zu koordinieren. Fragen sollten zum Beispiel immer am Ende einer Folie bzw. eines Themenblocks gestellt werden dürfen. Um ein Durcheinandersprechen der Teilnehmenden zu verhindern, ist es als Trainer wichtig, eine Sprechreihenfolge festzulegen und die Diskussion aktiv zu moderieren. Es ist zentral, alle Teilnehmenden aktiv miteinzubeziehen. In eigenen Gruppenräumen lernen die Teilnehmenden eigenständig; allein durch den Austausch mit den Anderen. Als Trainer kann ich hier ein wenig ausruhen, muss aber für Rückfragen zur Verfügung stehen oder durch geschickte Hinweise die Lerngruppe wieder zurück auf die richtige Spur bringen.

Verändern solche Tools die Wissensvermittlung?

Solche Tools ermöglichen eine enorme Flexibilisierung. Man benötigt keine Raumkoordination, kein Catering und kann somit das Webinar sogar sehr kurzfristig anbieten (sofern man das Thema bereits gehalten hat). Grundsätzlich sollte man ein wenig mehr Zeit einplanen (ca. 30min), damit die Teilnehmenden die Möglichkeit haben, sich technisch einzurichten. Dies kann bei einem umständlichen Tool schnell zu Ablenkungen führen.  Mit dem richtigen Tool, kommt man erstaunlich nah an eine Präsenzschulung heran, sodass sich die Wissensvermittlung nur minimal ändert.

Wie groß wären die Unterschiede, das Seminar dauerhaft digital anzubieten, sodass jeder flexibel lernen kann?

Trainer-geführte Schulungen haben den Vorteil, dass die Teilnehmenden ihre eigenen Fälle direkt mit den Fachexperten diskutieren können. Da die Gesetzeslage der Medical Device Regulation aktuell stark im Wandel ist, ist dies von Vorteil. Wenn Seminare mit kleinen Gruppen stattfinden, sehe ich hierbei keinen relevanten Unterschied zwischen Präsenz- und Online-Schulung. Eine vollständige Digitalisierung und Umstrukturierung des Seminars hin zu einem Webangebot kann ich aus aktueller Sicht nicht empfehlen. Die menschliche Komponente scheint den Teilnehmenden besonders in diesem stark wandelnden Bereich, bei dem es sehr viel um Interpretation und Gesetzesauslegung geht, sehr wichtig zu sein. Momentan ist es allerdings eine sehr gute Alternative.

Wenn Sie mehr erfahren wollen, über die Änderungen in der Medical Device Regulation, lesen Sie doch unseren Blogbeitrag. Oder melden Sie sich direkt zu unserem Kurs an.

 


 von Maciej Piwowarczyk vel Dabrowski vom Fraunhofer Institut für offene Kommunikationssysteme FOKUS

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