Oft sind Bildmanipulationen offensichtlich: Ein Wellensittich mit Raubkatzenkopf, das kann nicht stimmen. Ein Minotaurus am Strand – Kunstidee oder Marketingmaterial. Es gibt aber auch ganz andere Arten von Bildveränderungen, die weitaus schwieriger zu entdecken sind. Dann ist die Bildforensik gefragt.
Ob nun Journalisten, IT-Forensiker, Ermittler oder Schadensregulierer: Es gibt unterschiedlichste Berufe, in denen die Verantwortlichen mit gefälschten Bildern konfrontiert werden. Deshalb ist es für viele wichtig zu verstehen, was technisch möglich ist – und einzuschätzen, mit welchen Methoden sie Manipulationen identifizieren oder nachweisen können. In den Bereichen, in denen es um kriminelle Fälle geht, ist es wichtig, wie beweissicher die Verfahren sind. Konkreter gesagt: Wie verlässlich ist die Aussage, dass ein Bild echt oder manipuliert ist?
Grundlegend gibt es zwei Arten, wie Bildmaterial manipulativ eingesetzt werden kann: zum einen durch Veränderung des Bildmaterials selbst, zum anderen durch Verwendung von Bildmaterial in einem falschen Kontext. Dementsprechend sollte Bildmaterial auf Integrität und Authentizität geprüft werden – sprich: Ist die Bilddatei unverändert und gehört das Bild zu dem behaupteten Kontext?
Beides findet sich nicht nur im harmlosen Kreativ- und Satire-Gebrauch, sondern wird auch zur Stimmungsmache, Desinformation oder für betrügerische Zwecke eingesetzt. Beispiele gibt es viele: Etwa die Verwendung von unveränderten Bildern in anderem Kontext begegnet Menschen beispielsweise bei der Berichterstattung zu Demonstrationen oder Ausschreitungen. Da werden die Bilder von den Protesten dann später zu ganz anderen Anlässen auf den Social-Media-Kanälen geteilt.
Oder die kriminelle „Photoshop-Bande“ in Bonn, die über 105 fingierte Schadensfälle rund 600.000 Euro von Rechtsschutz- und Kfz-Versicherungen erschwindelt hat. Die vermeintlichen Schäden an den Fahrzeugen wurden auf Bildern via Photoshop eingefügt.
Ähnliches Vorgehen gibt es, wenn angebliche Schadensfälle mit Bildern belegt werden, die zwar tatsächliche Schäden zeigen, das Foto allerdings aus dem Internet stammt.
Versicherungen sind sich dieser Gefahren durchaus bewusst. Gemeinsam mit ihnen hat das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie dazu schon Forschungsprojekte durchgeführt. Während die „Photoshop-Bande“ dabei nur ein schlagzeilenträchtiges Beispiel darstellt, besteht im Bereich von Haftpflichtversicherungen gerade bei kleineren Schadenssummen mit Bildnachweisen ein erhöhtes Risiko, dass Versicherte Meldungen fälschen.
So bemerkte die Branche etwa 2012, als bei einem Fußballspiel gegen den FC Bayern die Brille des damaligen Borussia-Dortmund-Trainers Jürgen Klopp zu Bruch ging, dass viele Versicherte auf einmal Schäden bei exakt jener Brille meldeten.
Journalisten, Forensikern und Ermittlern begegnen manipulierte Bilder immer häufiger. Um zu zeigen, welche Risiken dies birgt, mit welchen Mitteln sich Manipulationen erkennen lassen und wo die Grenzen in der Aufarbeitung liegen, haben das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie und das Lernlabor Cybersicherheit der Fraunhofer Academy ein Seminar entwickelt, das aktuell online angeboten wird.
Das Online-Seminar vermittelt technologie- und herstellerneutral Know-how, wie Echtheitsprüfungen bei Digitalfotos und -videos durchgeführt werden können. Im Praxisteil können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann das Erlernte anhand eines browserbasierten Fraunhofer-Tools selbst ausprobieren. Aktuelles Wissen aus der Forschung und aus Beratungsprojekten der Institute praxisnah zu vermitteln, steht bei den Seminaren des Lernlabors Cybersicherheit stets im Vordergrund.
Um zu erkennen, ob ein Bild echt ist oder nicht, muss man sich zunächst mit den technischen Grundlagen auseinandersetzen, wie Bilddateien überhaupt entstehen. Hilfreich ist der Vergleich des Lebenszyklus eines echten Bilds mit dem eines gefälschten. So gibt es unsichtbare Spuren, die in einem echten Bild zu finden sind. Andere deuten auf Fälschungen hin, wie beispielsweise das Fehlen solcher Spuren, die ein echtes Motiv aufweisen müsste. So unterscheidet sich die Art der Daten und Datenstruktur von Kamerahersteller zu Kamerahersteller – wenn in den Metadaten eines Bildes ein Kameratyp steht, der zu diesen Spuren nicht passt, sollten man aufmerksam werden. Zudem rentiert sich häufig die inverse Bildersuche – mit ihr lässt sich feststellen, ob ein Motiv bereits in anderen Kontexten aufgetaucht ist.
Mit dem Online-Seminar erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das nötige Rüstzeug, um sich für Gefahren zu wappnen und zu beurteilen, welche Bildforensik-Tools genutzt und wie sie zur Erkennung von manipulierten Bildern eingesetzt werden können.
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