Im Zuge der aktuellen Sicherheitsvorkehrungen haben immer noch viele Betriebe größtenteils auf Home-Office umgestellt. Doch wie schaffe ich es eine Präsenz-Schulung zur Online-Schulung umzuwandeln? Und gibt es sogar Vorteile? Unsere Kollegen Lena Kurtz und Armin Ritter haben einen Train the Trainer Workshop, der im Zuge eines internationalen Förderprojekts (EIT Health) entwickelt wurde, kurzerhand zu einem Online-Seminar umkonzeptioniert. Welche Erfahrungen sie dabei gemacht haben, erfahren Sie in diesem Interview.
Was war das Ziel Eures Train the Trainer Workshops?
Lena Kurtz: Mit dem „Train the Trainer“-Workshop wollten wir unser ca. 20 köpfiges Projektteam aus 3 Ländern dazu befähigen, Lernmodule zum Thema „Future digital Skills“ auf höchstem didaktischen Niveau zu entwickeln. Da es sich bei dem Kurs um ein Blended-Learning-Format handelt, war das Ziel sowohl Kompetenzen für die Umsetzung in Präsenz wie auch Online aufzubauen.
Welchen Herausforderungen musstet Ihr Euch sich stellen?
Lena Kurtz: Die Umstellung von einem Präsenz- zu einem Online-Training war insofern eine Herausforderung, als dass wir nur zwei Tage Vorlauf zur Umkonzeptionierung hatten, da dieses Training in die ersten Tage des Lockdowns im März fiel. Natürlich muss man sich auch Gedanken machen, wie ein 2-tägiger Workshop online so interaktiv gestaltet werden kann, dass die Teilnehmenden interessiert und motiviert dabeibleiben. Mir war dabei vor allem wichtig, dass das Seminar nicht ausschließlich aus Vorträgen und PowerPoint besteht und dass auch der „soziale Aspekt“, der für den Lernerfolg sehr wichtig ist, online erreicht wird.
Wie genau habt Ihr diesen interaktiven und sozialen Charakter online geschaffen?
Lena Kurtz: Dank der Plattform Zoom hat das sehr gut funktioniert. Zum einen haben alle Teilnehmenden ständig mit Video gearbeitet, so dass man das Gefühl hatte wirklich in einem Raum zu sein. Außerdem haben wir auf eine abwechslungsreiche Mischung aus Inputs, Gruppenarbeiten, Umfragen, Diskussionen, Einzelarbeit und natürlich auch virtuellen Kaffeepausen gebaut. Als sehr praktisch haben sich dafür die sogenannten Break Out Sessions erwiesen, bei der die Teilnehmenden in Gruppenräume eingeteilt werden. Dort haben sie gemeinsam Ergebnisse erarbeitet und diese dann anschließend wieder im gesamten Team präsentiert. Insgesamt war das Seminar dadurch sehr interaktiv und alle Teilnehmenden sind mit konkreten Resultaten aus dem Seminar gegangen.
Online-Seminare – auch ein finanzieller Vorteil?
Lena Kurtz: Definitiv. Da die Anreise- und Übernachtungskosten für alle Teilnehmenden und Lehrende entfallen sind, wurden bei diesem Workshop rund 10.000 Kilometer und ca. 5000€ alleine an Reisekosten eingespart. Hier ist die gesparte Arbeitszeit durch die verkürzten Wege noch nicht mit berechnet. Natürlich ist auch eine höhere Skalierbarkeit von Trainings möglich als im Präsenzformat.
Sind Online-Seminare die Zukunft?
Lena Kurtz: Einige Teilnehmende und auch Trainer*innen waren bisher eher skeptisch gegenüber Online-Seminaren. Da bei der aktuellen Lage aber kaum Alternativen bleiben, sehe ich schon, dass momentan ein enormer Bedarf und auch Wunsch nach Online-Trainings besteht. Daraus können sich viele Chancen ergeben. Ich bin mir zwar sicher, dass es auch in Zukunft weiterhin Präsenz-Seminare oder auch Blended-Learning-Konzepte mit einer Mischung auch Präsenz- und Online-Teilen geben wird. Jedoch würde ich mich freuen, wenn digitale Lernkonzepte mehr in unseren Lernalltag einziehen. Am wichtigsten dabei sollte aber sein, dass diese Online-Formate didaktisch ansprechend gestaltet sind. Denn nur interaktive Formate mit guten Online-Methoden, die auch einen sozialen Austausch bieten, sind wirklich lernfördernd.
Welche Online-Weiterbildungen bietet die Fraunhofer Academy noch an?
Lena Kurtz: Die Fraunhofer Academy bietet laufend Online-Weiterbildungen an. Für mehr Informationen klicken Sie bitte hier.
Im Zuge von Covid-19 stellen wir einige Weiterbildungen auf Online-Seminare um. Über unsere Social-Media-Kanäle können Sie auf dem Laufenden bleiben.
Lena Barahona ist seit 2022 Stellevertretende Leiterin der Fraunhofer Academy. Außerdem ist sie für die Themenbereiche Didaktik und Qualitätsmanagement an der Fraunhofer Academy zuständig und leitet das Weiterbildungsprogramm „Certified Scientific Trainer*in“.
Frau Barahona studierte Pädagogik, Psychologie und Kommunikationswissenschaft an der LMU München und der Universidad Europea de Madrid. Vor Fraunhofer arbeitete sie knapp 10 Jahre am Klinikum der Universität München (LMU). Dort war sie für Koordination eines Weiterbildungsstudiengangs für den lateinamerikanischen Raum und für die stellvertretende Arbeitsgruppenleitung im Bereich Teaching verantwortlich. Auch leitete sie ein internationales Train-the-Trainer Programm.
Seit 2014 ist Frau Barahona außerdem als freie Trainerin und Coach tätig.