Das Jahr 2020 und, allen Prognosen folgend, wohl auch das Jahr 2021 fordern uns beruflich sowie privat in noch nie zuvor dagewesener Form: Der Wechsel zu digitalen Arbeitsplätzen im Homeoffice stellt große Anforderungen an die Infrastruktur, die IT-Sicherheit, die Prozesse – und nicht zuletzt an die Konzepte, wie wir arbeiten und uns austauschen. Auch für die Weiterbildung heißt das, auf neue Anforderungen und Chancen zu reagieren, da gewohnte und geliebte Präsenzveranstaltungen gar nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich sind. Hierbei sollte der durch die Corona-Krise verursachte Digitalisierungsschubs sogleich für die Weiterbildung genutzt werden, damit die Schulungsangebote nachhaltig weiterentwickelt werden.
Der Wechsel einer Vielzahl von Mitarbeitern ins Homeoffice hat Unternehmen im April 2020 vor gänzlich neue Herausforderungen gestellt: Quasi über Nacht zogen ganze Teams nach Hause um. In diesem neuen Kontext musste zunächst eine funktionsfähige und sichere Arbeitsumgebung organisiert werden. So galt es beispielsweise, das IT-Sicherheitsniveau in privaten Netzwerkumgebungen und bei mobilen Geräten sicherzustellen. In diesem Zusammenhang spielte auch die Sensibilisierung der Mitarbeiter über IT-Risiken und Abwehrmethoden eine wichtige Rolle. Private und berufliche Treffen ebenso wie Dienstreisen wurden bisweilen komplett eingestellt. Hier galt es, neue Formen der Kommunikation und Interaktion zu erschließen. Technologien wie Videokonferenzsysteme, um aus der sozialen Distanz heraus weiterhin mit Kollegen oder Geschäftspartnern in Kontakt zu bleiben, erlebten einen enormen Zuwachs. Digitalisierung, kollaboratives Arbeiten über Standorte hinweg, IT-Sicherheit – all diese Themen stiegen sprunghaft in der Nachfrage. Für Unternehmen ging es nicht mehr darum, wie sie damit in Zukunft besser arbeiten können, sondern wie sie notwendige Maßnahmen schnellstmöglich umsetzen konnten.
Hybride Lernkonzepte
Diese ad-hoc-Digitalisierung des Arbeitslebens betrifft nun auch die Weiterbildungslandschaft – und zwar nicht nur inhaltlich. Wir sind jetzt gefordert, innovative Lernformate zu entwickeln, die auch langfristig funktionieren. Das Interesse an Kursen, die in Fernlehre beziehungsweise als Blended-Learning-Konzepte mit überwiegenden Online-Anteilen angeboten werden, nimmt deutlich zu. Für die Gegenwart und Zukunft gilt es daher, verstärkt hybride Lernkonzepte umzusetzen, die diesem, aus der Krise gewachsenen, Bedarf auch langfristig gerecht werden. Wir werden in den kommenden Monaten zeitnah Präsenz-Angebote mit unseren Partnern in innovative, flexible und digitale Formate weiterentwickeln. Dabei sind wir bereits auf einem guten Weg: Unter dem Claim #WeiterbildungÖffnetTüren zeigen wir aktuell in Zusammenarbeit mit ausgewählten Fraunhofer-Instituten insgesamt 28 innovative Lernorte, die mit klassischen Seminarräumen wenig zu tun haben. Von Lernlaboren, Kreativräumen bis hin zu virtuellen Lernplattformen oder mobilen Lern-Apps wird die ganze Palette an Formaten sichtbar, die es ermöglichen, Wissen begeisternd zu vermitteln.
Nachhaltigkeit auch in der Krise
Obwohl wir nach wie vor im Krisenmodus agieren und die Konzentration auf das Jetzt vielfach Strategien und Pläne für die Zukunft überlagert, zeigt sich deutlich, dass nachhaltiges Wirtschaften und Lernen dennoch eine große Rolle spielen müssen. Zudem zeigt uns die Krise, welche Wege abseits des Gewohnten genauso gangbar sind. Für viele Akteure hat diese neue Form der Kommunikation etwa ein Umdenken in Sachen Dienstreisen bedeutet: Statt auf Geschäftsreisen setzen heute viele auf Videokonferenzen und gehen damit einen weiteren Schritt in Richtung Nachhaltigkeit. Dennoch besteht übergeordnet die Gefahr, dass finanzielle Einbußen und eine drohende Wirtschaftskrise es Firmen schwieriger machen, in Veränderung zu investieren.
Innovationsstandort Deutschland stärken
Für unsere Volkswirtschaften ist Veränderung jedoch essenziell, um für künftige Herausforderungen gewappnet zu sein. An dieser Stelle braucht es geeignete Impulse aus Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Innovative Weiterbildungsformate und neuartige Kooperationen, die sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltige Innovationen generieren, bieten hier geeignete Ansätze. Trotz eingeschränkter Präsenzmöglichkeiten gilt es daher, nachhaltige und angepasste Weiterbildungsprogramme in den Fokus zu rücken. Ausgerichtet an den Bedarfen von Weiterbildungsinteressierten und der Industrie können wir so den Innovationsstandort Deutschland stärken und zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen.
Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind die beiden Pole, mit denen sich die Fraunhofer Academy nicht erst seit der Covid-19-Pandemie intensiv auseinandersetzt. Gerade jetzt geht es stärker als sonst darum, diese zu verbinden. Daraus erwachsen Chancen, um unsere Wirtschaft resilienter zu gestalten und um den Klimawandel anzugehen – die nächste große Herausforderung, die leider zurzeit fast in Vergessenheit geraten ist.
Adem Salgin ist in der Academy seit Anfang 2017 im Bereich Lernlabor Cybersicherheit tätig und dort für das Veranstaltungsmanagement zuständig.
Adem Salgin beendete 2006 seine Fachhochschule im Bereich Wirtschaft. Anschließend absolvierte er seine Ausbildung zum Bürokaufmann in der Zentrale der Fraunhofer-Gesellschaft in München. Im Zeitraum 2011 bis 2016 war Herr Salgin als Veranstaltungskoordinator bei der Fraunhofer Gesellschaft tätig.
Von 2012 bis 2015 studierte er berufsbegleitend an der Verwaltungs- und Wirtschafts- Akademie (VWA) in München und machte dort seinen Abschluss zum Diplom Betriebswirt VWA.